Bootleg Box Nr.2: Live 1969
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Partner: | buecher.de |
Hersteller: | Sony Music (Davis, Miles) |
Stand: | 2015-08-04 03:50:33 |
Produktbeschreibung
Wie schon beim ersten Teil der "Bootleg Series" von Miles Davis war auf das öffentlich-rechtliche Fernsehen aus Deutschland Verlass. Denn die DVDs, Herzstück der opulenten Boxen, können jeweils mit einem TV-Mitschnitt aus deutschen Landen aufwarten. Für "Vol. 1" war es ein Mitschnitt des Südwestfunks aus der Karlsruher Stadthalle 1967, nun hielten für "Vol. 2" die Kameras des damaligen RIAS den Auftritt von Miles Davis bei den Berliner Jazztagen vom 7. November 1969 in der Berliner Philharmonie für die Ewigkeit fest. Und auch die übrigen drei Konzerte, für die die Backkatalogexperten von Sony Music Legacy jeweils eine CD reserviert haben, stammen samt und sonders aus Europa. Am 25. und 26. Juli 1969 trat das Quintett um Miles Davis und Wayne Shorter (Saxophon), Chick Corea (E-Piano), Dave Holland (Kontrabass) und Jack DeJohnette (Schlagzeug) beim Festival Mondial Du Jazz D´Antibes in Juan-Les-Pins auf und der schwedische Rundfunk zeichnete das Set vom 5. November in Folkets Hus in Stockholm auf. Denn während der Jazz in den USA seine dominante Stellung längst verloren hatte und in der Nische, in kleinen Clubs fernab des Mainstreams zu finden war, genoss er in Europa ein hohes kulturelles Ansehen, war Bestandteil einer eher elitären Hochkultur. Miles selber war mit dieser Situation Ende des 60er Jahre jedoch alles andere als zufrieden. Er wollte mit seiner Musik mehr Menschen erreichen. Er wollte raus aus den kleinen Jazzkaschemmen und auch im Elfenbeinturm der Hochkultur dürfte er sich nicht sonderlich wohl gefühlt haben. Und beeinflusst durch Jimi Hendrix und Sly & The Family Stone fing er damals an, seine Musik zu verändern. 1969 war bei diesem evolutionären Prozess das entscheidende Jahr. Am 18. Februar hatte er das frei fließende Album "In A Silent Way" aufgenommen und am 19. August 1969 begonnen die Aufnahmesessions für sein bahnbrechendes Jazzrock-Album "Bitches Brew". Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich nun auch die Musik, die auf "The Bootleg Series Vol. 2 - Live In Europe" zu hören ist. Shorter, Corea und Holland hatten bereits auf "In A Silent Way" mitgemischt, DeJohnette hatte zwischenzeitlich Tony Williams als Drummer abgelöst und sollte mit seinem Spiel "Bitches Brew" prägen. Und die vier Konzerte, die nun auf der zweiten "Bootleg"-Box zu hören sind, bewegen sich stilistisch genau in der Zwischenwelt zwischen "In A Silent Way" und "Bitches Brew". Denn neben einigen älteren Standards wie "I Fall In Love Too Easily", die bald ganz aus dem Live-Repertoire von Miles verschwinden sollten, spielte das Quintett bei diesen vier Shows immer wieder "It´s About That Time", ein Schlüsselstück aus "In A Silent Way", aber vor allem schon Kompositionen wie "Miles Runs The Voodoo Down", "Sanctuary" oder das titelgebende "Bitches Brew" aus dem kommenden Album, das erst im April 1970 veröffentlicht wurde. Es ist nun faszinierend zu beobachten, wie sich die abstrakten Ausflüge der fünf Musiker mit dem stärker am Groove orientierten Tracks der "Bitches Brew"-Stücke vermischen. Dabei gehen die Stücke nahtlos ineinander über, mit einer kurzen melodischen Phrase gab Miles das neue Thema vor und trieb seine Musiker immer weiter voran. Der Trompeter hatte es in seiner 1989 erschienenen Autobiographie bedauert, dass es von diesem Quintett keine offiziellen Veröffentlichungen gab. Dank des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Europa und der unermüdlichen Archivarbeit von Sony Music hat zumindest die Nachwelt nun doch eine Ahnung davon bekommen, warum diese Besetzung bei Miles Davis in so hohem Ansehen stand. Dietmar Schwenger
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